Donnerstag, 2. Januar 2014

Ein neuer Vitrinentypus für die „Legendären Meisterwerke“ von Andrea Funck


In den Planungen für die neue Dauerausstellung zeigte sich früh, dass aus diversen Gründen die
Entwicklung eines völlig neuen Vitrinentypus notwenig werden würde. So galt es zum einen eine
Vitrine zu planen, die Objekte durch indirekte Beleuchtung und raffinierte Montage geheimnisvoll
schwebend erscheinen zu lassen. Zum anderen müssen die wertvollen Exponate durch die
Verwendung geeigneter Materialien für den Bau der Vitrinen vor Schäden geschützt werden.
Daneben sollen der Vitrineninnenraum sowie die Technikbereiche leicht Zugänglich sein und die
Möglichkeit geschaffen werden, im Sockel Mittel zur Regulierung des Vitrinenklimas
unterzubringen. Da kein bekanntes Beispiel alle Anforderungen und Wünsche erfüllte, entwarfen
die Restauratoren zusammen mit Gestaltern und Technikern einen neuen Vitrinentypus, der sich
durch spezielle Materialien, ein besonderes Lichtkonzept sowie durch eine wartungsfreundliche
Klimatisierung auszeichnet und bei dem zu guter Letzt auch der Preis stimmt.


Hergestellt werden die Vitrinen von der Fa. Böhm, Waiblingen. Für die Vitrinenkonstruktion wurde
vornehmlich Glas und Stahl verwendet, was Gewähr dafür bietet, dass keine Schadstoffe aufoder
abgegeben werden. Mögliche Schäden durch Licht werden durch den Einsatz von LEDs als
Leuchtmittel minimiert. Diese sind frei von UV-Strahlung, erwärmen sich nur minimal und helfen
zudem die Stromkosten zu reduzieren. Zur indirekten Beleuchtung sind die Leuchtmittel, separat,
durch eine Scheibe vom Vitrineinnenraum getrennt, über- und unterhalb der Vitrine angebracht.
Dadurch ist Einrichtung und Wartung des Lichts möglich, ohne den Vitrinenraum öffnen zu
müssen.


Zudem sind die Vitrinen möglichst dicht, um das Eindringen von Staub zu verhindern. Dadurch
werden außerdem die jahreszeitlich bedingten Klimaschwankungen reduziert und die für das
jeweilige Objekte optimale Luftfeuchtigkeit auf stets gleichem Niveau gehalten. In jedem
Vitrinensockel kann man zur Regulierung des Vitrinenklimas ein spezielles Granulat
unterbringen, das über ein Lochblech in der unteren Glasabdeckung in den Vitrineninnenraum
abgegeben wird. So wird etwa bei archäologischen Metallobjekten, die eine geringe relative
Luftfeuchtigkeit von unter 30 Prozent erfordern, Feuchtigkeit absorbierendes Silikagel in das
Sockelfach gefüllt. Organische Materialien wie Knochen oder Horn hingegen werden bei einer
höheren relativen Luftfeuchtigkeit von etwa 50 Prozent ausgestellt, da sonst Trockenrisse
entstehen können. Um diesen Wert in den Vitrinen stabil zu halten, kommt eine Kombination aus
Salzlösung und Trockenmittel in den Sockelbereich.


Zur Bestückung der Vitrinen lässt sich eine zweite Rückwand aus der Vitrine entnehmen auf der
leichtere Exponate mit Stäben auf Abstand montiert werden. An jeden Exponat werden hierfür
feine Drähte befestigt, die sie fast unsichtbar halten. Anschließend werden von hinten an die
zusammenlaufende „Drahtspinne“ Metallstäbe montiert, die wiederum an die Rückwand
geschraubt werden. Schwere und große Objekte werden zusätzlich auf einem Lochblech, das
zwischen der Vitrinenrückwand und der zusätzlichen Rückwand sitzt, festgeschraubt.


Andrea Funck